Es werden hier nur die Baureihen VT08/VT12.6 behandelt, zu der unser Museumsfahrzeug gehört. Die Technik der VT12.5 ist aber in weiten Teilen identisch. {nomultithumb}

 

  Die Entwicklung wurde durchgeführt von
  • Bundesbahnzentralamt München
  • MAN, Nürnberg (VT, Motor)
  • Waggon- und Maschinenbau GmbH, Donauwörth (VM)
  • Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken, Köln-Deutz (VS)
  • Düsseldorfer Waggonfabrik (VT)
  • Rathgeber, München-Moosach (VS)
  • Daimler-Benz, Stuttgart (Motor)
  • Maybach, Friedrichshafen (Motor, Getriebe)
  • Voith, Heidenheim (Getriebe)
  • AEG, Berlin (Elektrik)
  • BBC, Mannheim (Elektrik)
  • SSW, Erlangen (Elektrik)
  • Hagenuk, Kiel (Heizung)
Foto: Sammlung Klaus Wedde - Bonn    

Fahrzeugteil

Der Wagenkasten ist eine Stahl-Leichtbau-Schweißkonstruktion in Spanten- und Schalenbauweise. Die Fahrzeuge sind mit einer selbsttätigen Scharfenbergkupplung ausgerüstet, die auch die Luft- und Steuerleitungen (70-polig) automatisch kuppelt. Über eine Übergangskupplung können Fahrzeuge mit normalen Zug- und Stoßvorrichtungen gekuppelt werden.

Die Eingangstüren sind Schwenk-Schiebetüren und können zentral (auch vom Führerstand) geschlossen werden. Die oberen Segmente der Seitenfenster lassen sich über eine Kurbel in den Dachbereich verfahren.

Eine Klimatisierung mit Kältemaschinen gibt es nicht, lediglich eine Belüftung über Deckenlüfter.

Für die Maschinenanlage ist ein eigener Maschinenraum notwendig, der sich direkt hinter dem Führerstand befindet. Die Frischluftzufuhr erfolgt über große Ansaugöffnungen in den Dachwuten, die Abgase werden über die Auspuffanlage mittig über dem Motor ausgestoßen.

Die Maschinenwagen der ersten Bauserie sind mit Küche und Speiseabteil ausgerüstet. Die der zweiten Bauserie haben normale Abteile.

 

Abmessungen    
Länge Wagenkasten VT 1. Bauserie   26025 mm
Länge Wagenkasten VT 2. Bauserie   26275 mm
Länge Wagenkasten VM   25760 mm
Länge Wagenkasten VS   26025 mm
Breite Wagenkasten   2814 mm
Höhe über SO   3900 mm
Achsstand Triebdrehgestell   3600 mm
Achsstand Laufdrehgestell   2500 mm
Drehzapfenabstand   19000 mm
Laufkreisdurchmesser Treibrad (neu/abgenutzt)   930/880 mm
Laufkreisdurchmesser Laufrad (neu/abgenutzt)   900/850 mm
     
Massen    
Leergewicht 3-teiliger Zug   121,4 t
Verkehrsgewicht 3-teiliger Zug   137,4 t
Größte Achslast   19,5 t
     
Sonstige Angaben    
Höchstgeschwindigkeit   140 km/h
Kleinste Dauergeschwindigkeit in Fahrstufe 4   10 km/h
Kleinster befahrbarer Radius   125 m
max. steuerbare Maschinenanlagen bei Mehrfachtraktion   6
     
Heizölvorrat   80 l/Fahrzeug
Sandvorrat   75 kg
     

 


Führerstand des VT08 520


Antrieb

Die Antriebsleistung erzeugt ein aufgeladener V12 Dieselmotor mit 1000 PS. Die gesamte Antriebseinheit mit Motor und hydraulischem Getriebe ist im Maschinendrehgestell gelagert. Durch diese Anordnung kann ein Wechsel der Aggregate sehr rasch erfolgen, man muß lediglich das Triebdrehgestell tauschen. Das Getriebe treibt über Kardanwellen beide Achsen des Triebdrehgestells an.

Verwendbare Motoren: Daimler-Benz MB 820 Bb (spätere Bezeichnung MTU MB 12 V 493 TZ), Maybach MD 650 (spätere Bezeichnung MTU MD 12 V 538 TA) und MAN L12 V 17,5/21B. Nachdem schon früh auf die weitere Verwendung des MAN-Motors verzichtet wurde, kam schließlich nur noch der Daimler-Motor zum Einsatz. Baugleiche Motoren fanden auch bei der V100 und V200 Verwendung.

 

Blick vom Führerstand durch die geöffnete Maschinenraumtür

Rechts im Bild die Frischluftansaugung (darunter im Schatten liegt der Motor)

Links daneben der Drehzahlmesser

   
Blick durch die seitlichen Wartungsöffnungen in den Maschinenraum

Groß im Bild die 6 Zylinderköpfe der linken Bank des V12-Motors

Oben rechts der Abgasturbolader

 

Verwendbare Getriebe: Voith T36, Voith LT 306r, Maybach K 104 und Maybach K 104 SU. Die Maybach-Getriebe bestehen aus einem hydraulischen Wandler und vier nachgeschalteten mechanischen Gängen und fanden später keine Verwendung mehr. Die Voith-Getriebe haben drei hydraulische Wandler. Beide Bauarten arbeiten vollautomatisch in Abhängigkeit der Fahrgeschwindigkeit und der Motordrehzahl. In das Getriebe ist die Wendeschaltung integriert.

 

Motor   Daimler-Motor   MAN-Motor     Maybach-Motor
Leistung   1000 PS   1000 PS     1000 PS
max. Drehzahl   1500 U/min   1500 U/min     1500 U/min
Zylinder   12   12     12
Hubraum   59,28 l   60,60 l     64,50 l
Hub   205 mm   210 mm     200 mm
Zylinderdurchmesser   175 mm   175 mm     185 mm
               
               
Getriebe   Voith T 36   Voith LT 306r     Maybach K 104
Schaltpunkt 1->2   44 km/h   59 km/h     35 km/h
Schaltpunkt 2->3   74 km/h   107 km/h     59 km/h
Schaltpunkt 3->4             94 km/h
               
               
Kraftstoffverbrauch   0,866 l/km          
Kraftstoffvorrat   1570 l/Motor          

 


Bremse

Selbsttätige Druckluftbremse: Die Radwellen werden etwa in Wellenmitte über Scheibenbremsen gebremst. Die Ansteuerung der Brems-Steuerventile erfolgt elektrisch über eine in den Griff des Führerbremsventils integrierte Klinke. Es kann aber auch über die Hauptluftleitung gebremst werden. Das Bremsventil hat die Stellungen Schnellbremsung - Betriebsbremsung - Abschluß - Mittel - Elektrisch Bremsen - Fahrt/Elektrisch Lösen - Füllen. Zum elektrischen Bremsen muß der Hebel in die Stellung "Elektrisch Bremsen" gebracht und dann zusätzlich die Klinke gedrückt werden. Zum elektrischen Lösen muß (dieselbe) Klinke der Position "Fahrt/Elektrisch Lösen" gedrückt werden. Diese Sonderbauform des Führerbremsventils gibt es nur bei der Baureihe VT08/12 und VT11.

 

Magnetschienenbremse: Je eine Einheit pro Drehgestell und Fahrzeug, die Auslösung erfolgt automatisch bei einer Schnellbremsung über den Druck in der Hauptluftleitung oder individuell über einen Schalter auf dem Führerstand.

 

  VT08 VM08 VS08
Bremsmasse P 66 t 45 t 45 t
Bremsmasse P+Mg 81 t 60 t 60 t
       
Fahrzeugmasse 57,5 t 35,5 t 36,4 t
       
Hauptluftbehälter 230 l

-

230 l

Sicherheitseinrichtungen

R.Z.M.-Sifa, Bedienung über Fußtaster oder Herunterdrücken des Fahrschalters

Indusi I54, Zugart O, ab 2004 PZB90 V1.6

Die Maschinenräume waren ursprünglich mit Brandmeldern (Schmelzdrähte) und automatischer CO2-Löscheinrichtung ausgestattet (wurde später wieder ausgebaut).


Fahrzeugvarianten

Alle VT08.5/VT12.6-Triebwagen trugen während der gesamtem Einsatzzeit die rote Lackierung. Allerdings wurde das im Auslieferungszustand vorhandene Flügelrad an der Front (wie beim Museumszug vorhanden) ab 1955 durch das neu entworfene DB-Logo ersetzt, wobei der schwarze Fensterbereich V-förmig bis zur Kupplung heruntergezogen wurde.

Überblick über die verschiedenen Fahrzeugvarianten:

  • VT08.5 erste Bauserie (VT08 501 - 514)
  • VT08.5 zweite Bauserie (VT08 515 - 520, Abteile statt Küche und Speiseraum)
  • VM08.5 erste und zweite Bauserie
  • VS08.5
  • VT12.6, umgebaut aus erster VT08.5 Bauserie
  • VT12.6, umgebaut aus zweiter VT08.5 Bauserie
  • VM12.6, umgebaut aus VM08.5
  • VS12.5, umgebaut aus VS08.5 (Umbau 1957 mit neuer Fensterteilung VS08 509-513)
  • VS12.6, umgebaut aus VS08.5 (Umbau 1960er ohne Wagenkastenänderung)

 

Die US-Army beschaffte 1956 sechs VT08 Züge in der Reihung VT+VS, die als VT/VS08.8 eingereiht wurden und ausschließlich den in Deutschland stationierten amerikanischen Streitkräften zur Verfügung standen. Hinter den Nummern 801 und 802 verbargen sich zwei Salontriebwagen für hohe Offiziere, während es sich bei den restlichen vier Triebwagen um Lazarettzüge handelte. Bis auf den 801 wurden alle Züge 1973 ausgemustert. Der 801 wurde Ende der 80er saniert, wobei u.a. die Stirnfenster umgebaut wurden, mit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte nach der Wiedervereinigung wurde der Zug aber 1990 abgestellt.

 

Die ersten beiden Fotos zeigen den Salontriebwagen 608 801 vor dem Umbau der Frontfenster. Die beiden anderen Fotos zeigen die Lazaretttriebwagen in Mannheim Hbf (06.09.1969) und zwischen Mannheim und Heidelberg.


Foto: Andreas Schmidt


Foto: Frank Stephani (1985 in Kreiensen)


Foto: Uli Mihlan, Sammlung W.König


Foto: Norbert Klein, Sammlung W.König

 

 

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Motorwagen

 
 
 

Mittelwagen

 

Steuerwagen

 
 

Zum Sommerfahrplan 1956 entfiel bei der DB die 3.Klasse, Aus den vorher im VT08 vorhandenen 2. Klasse-Bereichen wurde damit die 1. Klasse, womit der VT08 ein reiner 1.Klasse-Zug war.

Beim Umbau in VT12.6 wurden die neu entstandenen 2. Klasse-Bereiche mit Kunstlederpolsterung versehen.

 

Foto: Gerd Schütz

 

Bei den Steuerwagen gab es zwei Umbauvarianten, bei der aufwendigeren von 1957 wurde teilweise ein Großraum geschaffen, so dass eine neue Fensteraufteilung nötig wurde (s. Zeichnungen oben).

Fahrzeugliste VT08

VT 1.Serie   Umbau   Neue Nr.   Ab 1968   Umbau
VT08 501   VT12 601       613 601    
VT08 502           608 502   613 602
VT08 503   VT12 603       613 603    
VT08 504   VT12 604       613 604    
VT08 505   VT12 605       613 605    
VT08 506   VT12 606       613 606    
VT08 507           608 507   613 607
VT08 508   VT12 608       613 608    
VT08 509   VT12 609       613 609    
VT08 510           608 510   613 610
VT08 511   VT12 611       613 611    
VT08 512   VT12 612       613 612    
VT08 513   VT12 613       613 613    
VT08 514   VT12 614       613 614    
                 
VT 2. Serie   Umbau   Neue Nr.   Ab 1968   Umbau
VT08 515   VT12 615       613 615    
VT08 516   VT12 616       613 616    
VT08 517   VT12 617       613 617    
VT08 518           608 518   613 618
VT08 519           608 519   613 619
VT08 520   VT12 620       613 620    
                 
VM 1. Serie   Umbau   Neue Nr.   Ab 1968   Umbau
VM08 501   VM12 601       913 001    
VM08 502           908 502   913 002
VM08 503   VM12 603       913 003    
VM08 504   VM12 604       913 004    
VM08 505   VM12 605       913 005    
VM08 506   VM12 606       913 006    
VM08 507           908 507   913 007
VM08 508   VM12 608       913 008    
VM08 509   VM12 609       913 009    
VM08 510           908 510   913 010
VM08 511   VM12 611       913 011    
VM08 512   VM12 612       913 012    
VM08 513   VM12 613       913 013    
VM08 514   VM12 614       913 014    
VM08 515   VM12 615       913 015    
                 
VM 2. Serie   Umbau   Neue Nr.   Ab 1968   Umbau
VM08 516   VM12 616       913 016    
VM08 517   VM12 617       913 017    
VM08 518           908 518   913 018
VM08 519           908 519   913 019
VM08 520   VM12 620       913 020    
VM08 521   VM12 621       913 021    
VM08 522   VM12 622       913 022    
                 
VS   Umbau   Neue Nr.   Ab 1968   Umbau
VS08 501   VS12 601       913 601    
VS08 502   VS12 602       913 602    
VS08 503   VS12 603       913 603    
VS08 504   VS12 604       913 604    
VS08 505   VS12 605       913 605    
VS08 506   VS12 606       913 606    
VS08 507   VS12 607       913 607    
VS08 508   VS12 608       913 608    
VS08 509   VS12 505   VS12 609   913 609    
VS08 510   VS12 506   VS12 610   913 610    
VS08 511   VS12 507   VS12 611   913 611    
VS08 512   VS12 508   VS12 612   913 612    
VS08 513   VS12 509   VS12 613   913 613    
                 
VT US-Army                
VT08 801           608 801    
VT08 802           608 802    
VT08 803           608 803    
VT08 804           608 804    
VT08 805           608 805    
VT08 806           608 806    
                 
VS US-Army                
VS08 801           908 801    
VS08 802           908 802    
VS08 803           908 803    
VS08 804           908 804    
VS08 805           908 805    
VS08 806           908 806    

Die letzten Triebwagen der Baureihe schieden 1985 beim Bw Braunschweig aus dem regulären Dienst. Ein Fahrzeug wurde von der Deutschen Bundesbahn für die Jubiläumsfeiern "150 Jahre Eisenbahn in Deutschland" restauriert und blieb im Bw Braunschweig für Sonderfahrten stationiert. Der Zug ist heute im Eigentum der Deutschen Bahn AG. Um die Pflege des Zuges kümmert sich die BSW-Freizeitgruppe.

 

Die Hauptuntersuchung des VT08 ist am 18.08.2007 abgelaufen, und seitens des Eigentümers ist derzeit keine erneute Hauptuntersuchung vorgesehen. Für den Zug konnte eine neue Heimat beim VBV im Lokpark Braunschweig gefunden werden. Dort wird der VT08 von der BSW-Gruppe gepflegt und auch der Öffentlichkeit präsentiert. Ziel der BSW-Gruppe ist es, den Zug vollständig in funktionsfähigem Zustand zu erhalten, um die Option einer erneuten Hauptuntersuchung offen zu halten.

 

Seit September 2011 befindet sich der VT08 nach der optischen Aufarbeitung und der Ausstellung "Nächster Halt: Sport" (DB-Museum) im DB-Werk in Meiningen.

 

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